Stärkungspakt wird zum Bumerang

Der fragwürdige „Segen“ wird nun zum Fluch – nach Ansicht von AUF war das aktuelle Dilemma des städtischen Haushalts früher oder später zu erwarten. Als einzige politische Kraft hatte AUF im Rat 2012 gegen die freiwillige Beteiligung Gelsenkirchens am Stärkungspakt gestimmt.

„Heute ist die Situation eingetreten, vor der wir schon damals gewarnt haben“, ist das Fazit für Willi Mast, für AUF in der Bezirksvertretung Süd. „Wir waren strikt gegen dieses Stärkungsmodell in NRW, weil nicht mit offenen Karten gespielt wurde, erstens was die harten Sparauflagen anbetraf und vor allem, welche repressiven Methoden drohen, wenn die Stadt einen Haushaltsausgleich nicht erreicht. Wir lagen genau richtig, dass dieser fragwürdige Pakt nur kurzfristig die Kommunen entlastet und längerfristig erpresserisch ist, dass die Folterinstrumente im Schrank der Landesregierung liegen. Das bekommt GE jetzt zu spüren: Völlig unsinnig soll die Stadt Rücklagen der letzten Jahre nicht verwenden dürfen, weil der Stärkungspakt das nicht vorsieht. Jetzt liegt es bei der Bezirksregierung, ob rigoros an der Daseinsfürsorge und Lebensqualität gekürzt werden muss.“

Martina Reichmann sieht die verfehlte und unzureichende Finanzierung der Kommunen, für die die etablierten Parteien in Berlin verantwortlich zeichnen: „Mit Hartz IV wurde eine Exposition der kommunalen Sozialausgaben bewirkt, insbesondere bei den armen Kommunen. Deren Schuldenlast wurde mit Steuererleichterungen für Konzerne weiter in die Höhe getrieben und den Banken zu prächtigen Geschäften verholfen. Und nicht zu vergessen der sog. „Solidarpakt“, für den auch verarmte Kommunen im Westen bezahlen mussten, von GE allein über 300 Mio. Euro.“

Statt auf eine Entscheidung von oben zu warten – wie das Kaninchen vor der Schlange – ist es genau richtig, sich auf einen breiten Protest einzustellen. Es ist Zeit, AUFzustehen für die Lebensqualität in unserer Stadt, um den Druck von unten gegen die Politik von Land und Bund zu verstärken. Die Förderungsprogramme der letzten Jahre haben zwar einige dringende Investitionen ermöglicht, aber das Problem der Altschulden in keiner Weise gelöst. Deshalb bleibt AUF bei der Forderung nach einem Zins- und Schuldenmoratorium für arme Kommunen und einer Neuordnung der Kommunalen Finanzierung zulasten der Großvermögen und Konzerngewinne.

„Das sind einige der der vielen Gründe, uns am diesjährigen gemeinsamen Protest der bundesweiten Montagsdemonstrationen aus Deutschland zu beteiligen – als Teil der Großedemonstration #unteilbar am 13.10.2018 in Berlin – gegen Hartz IV und die Strangulierung der Kommunen, gegen die Rechtsentwicklung der Regierung“, so Reichmann. „Dazu sind alle aufgerufen – Busfahrkarten zum Preis von 36 Euro für Vollverdiener die gemeinsame Hin- und Rückfahrt gibt es auf jeder Montagsdemo ab 17.30 Uhr auf dem Platz der Montagsdemo, ehemals Preuteplatz.“

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Zum OVG Urteil gegen die Wohnsitzauflage

Man erinnere sich: Im August 2016 gab es in Gelsenkirchen heftige Auseinandersetzungen um die von der Stadt damals rückwirkend verfügte Wohnsitzauflage für ca. 1900 Flüchtlinge. AUF Gelsenkirchen hatte in Rat und Ausschüssen vehement dagegen argumentiert, dass Flüchtlinge, die sich gerade eingelebt hatten, Knall auf Fall in andere Städte überwiesen werden sollten. Eine der größten Montagsdemos der letzten Jahre protestierte mit hunderten Teilnehmern dagegen… Die Ratsmehrheit hatte sich überheblich über alle Argumente hinweggesetzt. Obwohl gleich mehrere Bundesländer die Anregungen aus der Hauptstadt als rechtswidrig gleich gar nicht umsetzten, wurde hier behauptet, das sei alles unabwendbares Bundesrecht.
Schließlich hatten Flüchtlinge in ihrer Enttäuschung und ihrem Zorn über die arrogante Abfuhr ein zeitweiliges Protestcamp vor dem Hans-Sachs-Haus errichtet. Dies hat schließlich eine weniger rigorose Umsetzung erreicht.

Empörte bis diffamierende Kommentare aus der gesamten Bandbreite der etablierten Politik attackierten damals Flüchtlinge, AUF Gelsenkirchen und die Montagsdemo.

Und heute? Das Oberverwaltungsgericht Münster hat soeben die Wohnsitzauflage für Asylbewerber inzwischen in wesentlichen Teilen gekippt! Die Zuweisung in andere Städte innerhalb eines Bundeslandes ist rechtswidrig! AUF hätte sich zwar auch die freie Wohnortwahl bundesweit gewünscht – doch dies ist ein wichtiger Erfolg und späte Bestätigung für die gemeinsamen Forderungen und Aktivitäten.

Leider ist es wieder mal so, dass die damaligen Attacken Titelseiten füllten, während die jetzige Richtigstellung in wenigen Zeilen als Randnotiz auftaucht.

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Erneuter Pyrrhussieg für die Stadt!

Erneut hat die Stadt Gelsenkirchen gegen eine völlig berechtigte und vor allem moralisch legitime Klage gewonnen. So hat das Oberlandesgericht Hamm die Entschädigung wegen des Bauchaos auf der Horsterstraße abgelehnt und der Klägerin verschiedene Fehler bzw. Eigenverschulden unterstellt: Ihr Geschäftsbetrieb habe sowieso keine Aussicht auf Erfolg gehabt und sie hätte von Anfang an gegen die Sperrung der Horsterstraße klagen müssen, was sie nicht getan habe. Da kommt also jemand sozusagen der Stadt entgegen im guten Glauben, dass nach ein paar Monaten die Sperrung vorbei ist – das ganze Chaos dauert zwei Jahre und dann ist sie selbst schuld für ihr Entgegenkommen und wird bestraft für ihr Entgegenkommen!

Ein solcher „Sieg“ der Stadt ist vergleichbar denen zur immer noch durchgezogenen Nutzungsuntersagung für den Kultursaal Horster Mitte. Zuletzt hatten Stadt und zuständiges Gericht sogar die Nutzung von Klos untersagt, weil es sich dabei in Verbindung mit einer Veranstaltung um eine Versammlung handle und Gefahr für Leib und Leben bestehe! Dabei war es gerade umgekehrt…

Doch all das sind Pyrrhussiege für die Stadt. Allein beim Unterschriftensammeln und im Gespräch mit den Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern wird deutlich, wie sauer fast jeder ist, der Erfahrungen mit dem Bauamt der Stadt Gelsenkirchen hat. Verzögerungen, schlechte Zusammenarbeit, endlose Dauer von Vorgängen usw. usw. Vieles davon ist der massiven Personalnot geschuldet, zu der die Stadt durch die rigorosen auferlegten Sparmaßnahmen gezwungen ist. Doch das zwingt noch keinen Amtsschimmel zum Wiehern! Jedenfalls soll sich keiner bei solchen Vorgängen mehr über die Vertrauenskrise zwischen der Masse der Bevölkerung und den staatlichen Institutionen beschweren.

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Abfackeln „Stand der Technik“?

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Der Artikel in der WAZ vom 28.8. erweckt den Eindruck, dass Abfackeln etwas völlig normales ist und laut BP „Stand der Technik“. Es ist unbestritten, dass Fackeln bei wirklichen ernsten Störfällen – wie im November 2013 beim Ausfall von Strom und Prozessdampf – notwendig sind. BP nutzt die Fackeln aber eben auch beim Hoch- und Runterfahren von Anlagen, teilweise ein- bis zweimal die Woche. Die dabei entstehenden Gase können aber auch in Fackelgas-Rückgewinnungssystemen aufgefangen werden, in einem geschlossenen System der Wiederverwertung. Solche Anlagen gibt es. Das fordern Anwohner und auch AUF-Gelsenkirchen seit Jahren. Also von wegen „Abfackeln ist Stand der Technik“ – es ist für BP die billigste Lösung – auf Kosten der Gesundheit der Anwohner!

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Rekordhitze wirft viele Fragen auf

thermometer 3579034 640Die katastrophalen Auswirkungen der CO2-Anreicherung in der Atmosphäre nehmen dramatische Ausmaße an. Hitzeentwicklung, Waldbrände, Überschwemmungen, Dürren – die Klimaveränderungen rütteln auf, für viele haben sie existenzielle Folgen wie für viele verzweifelte Bauern.

Dringliche entschiedene Sofortmaßnahmen sind nötig, um endlich mit der drastischen Reduzierung der katastrophalen Treibhausgase ernst zu machen. Jeder regt sich über Trump auf – berechtigt. In Wirklichkeit hat sich aber die BRD von der Klimapolitik verabschiedet. Der Meteorologe und Ozeanologe Mojib Latif kritisiert, dass im Koalitionsvertrag von Union und SPD nichts Konkretes zum Klimaschutz zu finden ist: „Es muss mehr Druck von unten kommen – nur so haben wir auch den Atomausstieg geschafft.“

Nicht (nur) auf kommunaler Ebene wird über viele Faktoren, auf die Einfluss genommen werden muss, Stichwort CO2Ausstoß von EON, BP-Emissionen, Dieselskandal, die tickende Zeitbombe Giftmüll unter Tage uvm. Der Weichspülkurs in der städtischen Politik muss beendet werden, wenn wirksame Maßnahmen diskutiert und durchgesetzt werden sollen. Dazu gehört, sich mit den Hauptverursachern anzulegen, statt sie aus der Schusslinie zu nehmen.

Das integrierte Klimaschutzkonzept, das im Rat im Juli 2018 Zustimmung fand, ist Ausdruck dieses weichgespülte Kurses. „Ich habe für AUF zugestimmt, doch ich sehe keinen Grund zur Zufriedenheit“, so Monika Gärtner-Engel, Stadtverordnete für AUF. „Das Konzept ist gemessen an den wahren Problemen minimalistisch. In einer manipulative Vorlage werden die Treibhausgas–Emissionen als sinkend dargestellt, von 3 Mio t 1990 auf 2 Mio t 2014 – ohne jede Erwähnung der industriellen Mammutemmissionen von EON , die überhaupt nicht einberechnet sind! 10 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß des Kraftwerks Scholven machen aber so manche Verbesserung schnell zur Makulatur. Dr. Haertel und Herr Leichtweis, SPD, stritten gar ab, dass diese Frage auf kommunaler Ebene eine Rolle spielen würde, weil das in Verantwortung von Europa- und Bundesrecht liegen würde und nicht zielführend sei. Mit so einem Vorgehen wird faktisch abgestritten, dass der Rat/die kommunale Ebene hier irgend eine Aufgabe hat.

Das kommt einer Kapitulation gleich. Genau das Gegenteil, was die jetzige Entwicklung erfordert, nämlich Klarheit und entschlossenes Umdenken und Handeln!

AUF Gelsenkirchen hatte dazu in die Haushaltsberatungen der letzten Jahre viele Anträge eingebracht zur drastischen Reduzierung der Emissionen. Für einen wirksamen Klimaschutz müssen Maßnahmen auf Kosten der Verursacher und Betreiber politisch durchgesetzt werden!“

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Bädersterben überall – Chance für Gelsenkirchen als positiver Trendsetter

„Angesichts des heißen Wetters sind die Gelsenkirchener Bäder – namentlich das Jahnbad – super ausgelastet. Die Bäderlandschaft Gelsenkirchen ist Trumpf! Alarmierend sind demgegenüber die Schlagzeilen um das bundesweite Bädersterben,“ so Monika Gärtner-Engel von AUF. Laut der Organisation „Bäderallianz für Deutschland“ gibt es aktuell 6500 Bäder – in den vergangenen 17 Jahren wurden 1400 Bäder geschlossen, was in vielen Städten auf den Protest der BürgerInenn stößt.

Ob für die Schwimmfähigkeit, gesundheitliche, sportliche oder Freizeitaspekte – jeder Euro, der in die Bäder fließt, ist eine Investition für die Lebensqualität von Alt und Jung und für die Sicherheit unserer Kinder: Laut einer Forsa-Umfrage sind 59 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. Bund und Land sind gefordert, die Kommunen nicht im Stich zu lassen, sondern die brennenden Probleme um das kühle Nass endlich in den Fokus zu rücken, für die Finanzierung der Bäder, für die Attraktivität des Berufes des Schwimmmeisters und die Besetzung der 2500 offenen Stellen.

Monika Gärtner-Engel, AUF Stadtverordnete. „Es gilt die Chance zu nutzen, mit den immerhin fünf städtischen Bäderstandorten zu punkten! Ja, Gelsenkirchen hat viele Probleme, wachsende Armut und Arbeitslosigkeit, Standortnachteile. Ja, Gelsenkirchen steht auf Platz 421… Aber Gelsenkirchen hat auch vieles zu bieten. Jetzt ist die Zeit, konstruktiv und energisch alles zu tun, diese Potenziale auszubauen – zum Beispiel mit einer attraktiven Bäderlandschaft als positives Aushängeschild! Die eigene Machbarkeitsstudie von AUF schlägt dazu gangbare Wege vor.“

BäderAUFbau statt Schließung – dieses Signal ist nötig!

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